Seit seiner Gründung im Jahr 1975 war Microsoft eines der akquisitionsfreudigsten Unternehmen der Branche. Fast 300 Übernahmen haben die Redmonder zu verzeichnen. Die erste geht auf das Jahr 1982 zurück, als das Unternehmen Xenix, ein Unix-basiertes Betriebssystem, kaufte.
Seitdem hat sich die Technologiebranche dramatisch verändert. Während andere ehemalige Tech-Giganten – darunter Compaq, Lotus und Netscape – schließlich verschwanden, hat sich Microsoft weiter angepasst und gedeiht.
Nicht nur Innovation spielte hier eine große Rolle, sondern auch immer häufiger Übernahmen und Käufe. Die großen Gewinne sind wohlbekannt, doch wen hat das Unternehmen im Laufe der Jahre geplant zu kaufen oder tatsächlich akquiriert und es dann bereut?
Es folgt ein selektiver Überblick über die Akquisitionsgeschichte der Fehlschläge, geplatzten Pläne und möglichen Supergaue seit dem Jahr 2000:
Los geht es mit einem geplatzten Deal aus dem Jahr 2004, als SAP und Microsoft planten zu fusionieren. Wie die Geschichte ausgeht, ist bekannt, denn die US-Amerikaner entschieden sich, die Sache nicht durchzuziehen. Ihnen war die Integration nach der Vereinigung zu riskant.
Ob die Fusion letzten Endes nicht auch an den Aufsichtsbehörden gescheitert wäre, ist eine andere Sache. Bekannt ist auf jeden Fall, dass US-amerikanische Aufsichtsbehörden die Sache im Auge hatten.
Eine weitere fehlgeschlagene Übernahme war die von Yahoo aus dem Jahr 2008 und geht auf das Konto des damaligen CEO Steve Ballmer. Fast drei Monate lang versuchte Microsoft das Internetportal zu kaufen. Mit diesem historischen Übernahmeversuch wollte Microsoft damals sein Online-Geschäft ankurbeln. Ziel war es, besser mit Google konkurrieren zu können.
Schlussendlich scheiterte das Vorhaben. Der Grund hierfür: Laut Yahoo sei das Angebot von ungefähr 5 Milliarden Dollar zu niedrig gewiesen. Ballmer kommentierte den Fehlschlag damit, dass man der Auffassung sein, dass die von Yahoo geforderten wirtschaftlichen Aspekte für Microsoft nicht sinnvoll gewesen seien.
Wenn man bedenkt, welchen Einfluss Google durch seine Suchmaschine hat, mag man sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Microsoft die Suchmaschine Yahoo ähnlich groß gemacht hätte. Schon jetzt bekämpfen sich Google und Microsoft erbittert.
Der wohl größte Schuss in den Ofen folgte 2014: Microsofts Übernahme von Nokia. Bereits ein Jahr später schrieb der Tech-Riese nämlich 7,6 Milliarden Dollar ab und gestand damit sein Scheitern ein.
Das Brisante daran ist, dass es sich hierbei um fast den gesamte Betrag handelte, der für das Smartphone-Geschäft und die Patente des finnischen Unternehmens bezahlt worden war.
Zugleich war der Deal von vornherein intern umstritten, aber der damalige CEO Ballmer setzte sich in seinen letzten Monaten im Amt durch. Er tat dies gegen die Einwände des späteren CEO Satya Nadella.
Eine weitere Übernahme, die das Potenzial hat, zum Desaster zu werden, ist die 69 Milliarden Dollar teure Akquise von Activision Blizzard im Jahr 2022. Denn seit dem Kauf des Videospiele-Herstellers und -Publishers hat Microsoft Ärger mit dem US-amerikanischem Kartellamt. Doch warum könnte das ein Problem sein?
Vor mehr als 30 Jahren kämpfte Microsoft schon einmal in einem anderen Kartellverfahren gegen die US-Behörden. Damals ging es darum, dass der Softwarehersteller den monopolistischen Marktanteil von Windows ausnutzen würde, um Konkurrenten auszuschalten.
Das Ergebnis war das von Analysten sogenannte verlorene Jahrzehnt von Microsoft. Das Unternehmen musste sich jahrelang mit Gerichtsprozessen herumschlagen.
Die Gefahr ist groß, dass die Übernahme des Publisher-Riesen von den Behörden als Konsolidierung der Marktmacht von Microsoft verstanden wird. Das Ergebnis könnten wieder jahrelange Rechtsprozesse sein.
Ein weiteres Beispiel für ein Engagement, welches sich als äußert kostspielig entpuppen könnte, ist finanzielle Unterstützung von Open AI. Seit 2023 unterstützt Microsoft das KI-Unternehmen mit zunehmend größer werdenden Geldmitteln im Milliardenbereich. Bis Mitte 2024 sind 13 Milliarden Dollar in das Start-Up geflossen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt, nicht zuletzt da unter anderem die Energiekosten zum Betreiben von Rechenzentren explodieren. Positiv für Microsoft ist hier jedoch, dass sie zumindest immer mehr Kontrolle über das Unternehmen ausüben können.
Ein weiteres, aktuelles Beispiel für etwas, was Microsoft noch bereuen könnte, ist die Quasi-Fusion von Inflection aus dem Jahr 2024. Obwohl Microsoft das KI-Startup technisch gesehen nicht übernommen hat, stellte es das Kernteam ein. Auch zusätzliche Vermögenswerte wurden erworben, einschließlich des Zugangs zum geistigen Eigentum von Inflection.
Das war zwar keine Übernahme im herkömmlichen Sinne, dennoch konstatierte die britische Kartellaufsicht, dass es sich hierbei de jure um einen Zusammenschluss handelt. Glücklicherweise stimmte die Behörde dem Deal zu, denn die ganze Sache hatte 650 Millionen Dollar gekostet. Hier kam Microsoft noch mit einem Warnschuss davon.
In Zukunft könnte ein solches Vorgehen allerdings nicht mehr funktionieren, denn viele Behörden und Regierungen sind es leid, bei Investitionen in KI-Startups durch große Technologieunternehmen wegzuschauen. Zu häufig versuchen Firmen einer behördlichen Prüfung bei einer Übernahme zu entgehen, indem sie nur Teile des Start-Ups kaufen.
Effektiv übernehmen sie jedoch zum Beispiel durch strategische Investitionen die Macht im Start-Up. Sie können auch wichtige Teammitglieder einstellen, die ihnen als Investor Einfluss oder Kontrolle über die Firma verschaffen, ohne diese tatsächlich zu kaufen.
Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Übernahme Microsofts Zukunft und die der restlichen Branche beeinflusst.
Weitere Beispiele für Übernahmen, die zumindest nicht direkt in Fehlschlägen endeten, sind die von LinkedIn im Jahr 2016 und die von GitHub im Jahr 2018. Beide zusammen haben Microsoft fast 35 Milliarden US-Dollar gekostet.
Finanziell gelohnt haben sie sich nicht vollständig. Anders als bei Nokia wurden die Kaufpreise jedoch nicht direkt wieder abgeschrieben.
Zu guter Letzt noch eine kurze Übersicht über einige weitere erfolgreiche Übernahmen von Microsoft seit dem Jahr 2000:
Skype – 2010 (8,5 Milliarden Dollar)
Yammer – 2012 (1,2 Milliarden Dollar), Relaunch 2020
Xamarin – 2016 (400-500 Millionen Dollar)
Nuance – 2019 (19,7 Milliarden Dollar)
Minit – 2022 (unbekannt)
Fungible – 2023 (190 Millionen Dollar)
Die Übersicht zeigt, dass Microsoft in über 50 Jahren Existenz sehr vieles richtig gemacht hat. Das bedeutet aber nicht, dass alles, was das Unternehmen anfasst, auch zu Gold wird.
Seit seiner Gründung im Jahr 1975 war Microsoft eines der akquisitionsfreudigsten Unternehmen der Branche. Fast 300 Übernahmen haben die Redmonder zu verzeichnen. Die erste geht auf das Jahr 1982 zurück, als das Unternehmen Xenix, ein Unix-basiertes Betriebssystem, kaufte.
Seitdem hat sich die Technologiebranche dramatisch verändert. Während andere ehemalige Tech-Giganten – darunter Compaq, Lotus und Netscape – schließlich verschwanden, hat sich Microsoft weiter angepasst und gedeiht.
Nicht nur Innovation spielte hier eine große Rolle, sondern auch immer häufiger Übernahmen und Käufe. Die großen Gewinne sind wohlbekannt, doch wen hat das Unternehmen im Laufe der Jahre geplant zu kaufen oder tatsächlich akquiriert und es dann bereut?
Es folgt ein selektiver Überblick über die Akquisitionsgeschichte der Fehlschläge, geplatzten Pläne und möglichen Supergaue seit dem Jahr 2000:
Das neue Millennium fängt gut an
Los geht es mit einem geplatzten Deal aus dem Jahr 2004, als SAP und Microsoft planten zu fusionieren. Wie die Geschichte ausgeht, ist bekannt, denn die US-Amerikaner entschieden sich, die Sache nicht durchzuziehen. Ihnen war die Integration nach der Vereinigung zu riskant.
Ob die Fusion letzten Endes nicht auch an den Aufsichtsbehörden gescheitert wäre, ist eine andere Sache. Bekannt ist auf jeden Fall, dass US-amerikanische Aufsichtsbehörden die Sache im Auge hatten.
Die gescheiterte Übernahme
Eine weitere fehlgeschlagene Übernahme war die von Yahoo aus dem Jahr 2008 und geht auf das Konto des damaligen CEO Steve Ballmer. Fast drei Monate lang versuchte Microsoft das Internetportal zu kaufen. Mit diesem historischen Übernahmeversuch wollte Microsoft damals sein Online-Geschäft ankurbeln. Ziel war es, besser mit Google konkurrieren zu können.
Schlussendlich scheiterte das Vorhaben. Der Grund hierfür: Laut Yahoo sei das Angebot von ungefähr 5 Milliarden Dollar zu niedrig gewiesen. Ballmer kommentierte den Fehlschlag damit, dass man der Auffassung sein, dass die von Yahoo geforderten wirtschaftlichen Aspekte für Microsoft nicht sinnvoll gewesen seien.
Wenn man bedenkt, welchen Einfluss Google durch seine Suchmaschine hat, mag man sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Microsoft die Suchmaschine Yahoo ähnlich groß gemacht hätte. Schon jetzt bekämpfen sich Google und Microsoft erbittert.
Das verdrängte finnische Abenteuer
Der wohl größte Schuss in den Ofen folgte 2014: Microsofts Übernahme von Nokia. Bereits ein Jahr später schrieb der Tech-Riese nämlich 7,6 Milliarden Dollar ab und gestand damit sein Scheitern ein.
Das Brisante daran ist, dass es sich hierbei um fast den gesamte Betrag handelte, der für das Smartphone-Geschäft und die Patente des finnischen Unternehmens bezahlt worden war.
Zugleich war der Deal von vornherein intern umstritten, aber der damalige CEO Ballmer setzte sich in seinen letzten Monaten im Amt durch. Er tat dies gegen die Einwände des späteren CEO Satya Nadella.
Der Sturm am Horizont
Eine weitere Übernahme, die das Potenzial hat, zum Desaster zu werden, ist die 69 Milliarden Dollar teure Akquise von Activision Blizzard im Jahr 2022. Denn seit dem Kauf des Videospiele-Herstellers und -Publishers hat Microsoft Ärger mit dem US-amerikanischem Kartellamt. Doch warum könnte das ein Problem sein?
Vor mehr als 30 Jahren kämpfte Microsoft schon einmal in einem anderen Kartellverfahren gegen die US-Behörden. Damals ging es darum, dass der Softwarehersteller den monopolistischen Marktanteil von Windows ausnutzen würde, um Konkurrenten auszuschalten.
Das Ergebnis war das von Analysten sogenannte verlorene Jahrzehnt von Microsoft. Das Unternehmen musste sich jahrelang mit Gerichtsprozessen herumschlagen.
Die Gefahr ist groß, dass die Übernahme des Publisher-Riesen von den Behörden als Konsolidierung der Marktmacht von Microsoft verstanden wird. Das Ergebnis könnten wieder jahrelange Rechtsprozesse sein.
KI kostet immer mehr
Ein weiteres Beispiel für ein Engagement, welches sich als äußert kostspielig entpuppen könnte, ist finanzielle Unterstützung von Open AI. Seit 2023 unterstützt Microsoft das KI-Unternehmen mit zunehmend größer werdenden Geldmitteln im Milliardenbereich. Bis Mitte 2024 sind 13 Milliarden Dollar in das Start-Up geflossen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt, nicht zuletzt da unter anderem die Energiekosten zum Betreiben von Rechenzentren explodieren. Positiv für Microsoft ist hier jedoch, dass sie zumindest immer mehr Kontrolle über das Unternehmen ausüben können.
Zählbares ohne Übernahme
Ein weiteres, aktuelles Beispiel für etwas, was Microsoft noch bereuen könnte, ist die Quasi-Fusion von Inflection aus dem Jahr 2024. Obwohl Microsoft das KI-Startup technisch gesehen nicht übernommen hat, stellte es das Kernteam ein. Auch zusätzliche Vermögenswerte wurden erworben, einschließlich des Zugangs zum geistigen Eigentum von Inflection.
Das war zwar keine Übernahme im herkömmlichen Sinne, dennoch konstatierte die britische Kartellaufsicht, dass es sich hierbei de jure um einen Zusammenschluss handelt. Glücklicherweise stimmte die Behörde dem Deal zu, denn die ganze Sache hatte 650 Millionen Dollar gekostet. Hier kam Microsoft noch mit einem Warnschuss davon.
In Zukunft könnte ein solches Vorgehen allerdings nicht mehr funktionieren, denn viele Behörden und Regierungen sind es leid, bei Investitionen in KI-Startups durch große Technologieunternehmen wegzuschauen. Zu häufig versuchen Firmen einer behördlichen Prüfung bei einer Übernahme zu entgehen, indem sie nur Teile des Start-Ups kaufen.
Effektiv übernehmen sie jedoch zum Beispiel durch strategische Investitionen die Macht im Start-Up. Sie können auch wichtige Teammitglieder einstellen, die ihnen als Investor Einfluss oder Kontrolle über die Firma verschaffen, ohne diese tatsächlich zu kaufen.
Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Übernahme Microsofts Zukunft und die der restlichen Branche beeinflusst.
Zwei große Erfolge?
Weitere Beispiele für Übernahmen, die zumindest nicht direkt in Fehlschlägen endeten, sind die von LinkedIn im Jahr 2016 und die von GitHub im Jahr 2018. Beide zusammen haben Microsoft fast 35 Milliarden US-Dollar gekostet.
Finanziell gelohnt haben sie sich nicht vollständig. Anders als bei Nokia wurden die Kaufpreise jedoch nicht direkt wieder abgeschrieben.
Liste der Erfolge
Zu guter Letzt noch eine kurze Übersicht über einige weitere erfolgreiche Übernahmen von Microsoft seit dem Jahr 2000:
Skype – 2010 (8,5 Milliarden Dollar)
Yammer – 2012 (1,2 Milliarden Dollar), Relaunch 2020
Xamarin – 2016 (400-500 Millionen Dollar)
Nuance – 2019 (19,7 Milliarden Dollar)
Minit – 2022 (unbekannt)
Fungible – 2023 (190 Millionen Dollar)
Die Übersicht zeigt, dass Microsoft in über 50 Jahren Existenz sehr vieles richtig gemacht hat. Das bedeutet aber nicht, dass alles, was das Unternehmen anfasst, auch zu Gold wird.