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Trumps alternative Krypto-Fakten

Das von Donald Trump unterstützte Blockchain-Projekt „World Liberty Financial“ soll „die finanzielle Macht wieder in die Hand des Volkes legen“. Erste Details zum Projekt legen nahe, dass daraus eher nichts wird.

Phil Mistry | shutterstock.com

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump sorgt im Wahlkampf 2024 nicht nur mit fragwürdigen, persönlichen Angriffen auf die Konkurrenz und die gewohnten, haltlosen Behauptungen für Aufsehen. Der Straftäter mit anhaltenden Präsidentschaftsambitionen hat sich für das Wahljahr 2024 auch dem Thema Blockchain respektive Kryptowährungen verschrieben. Hatte er sich noch im Jahr 2019 gegen Bitcoin und Co. ausgesprochen, präsentiert er sich nun als Vorkämpfer für ein dezentrales Finanzsystem und entschiedener Gegner des Bankensystems.

Um das zu untermauern, hielt er nicht nur im Juli 2024 auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville eine groß angekündigte, erwartungsgemäß aber reichlich inhaltslose “Keynote”, die vor allem darauf ausgelegt war, sich selbst zu feiern. Unterstützt von seinen Söhnen hat Trump außerdem in den vergangenen Wochen in Form kryptischer Kurznachrichten ein Blockchain-Projekt namens „World Liberty Financial“ (WLF) angekündigt:

.@worldlibertyfi pic.twitter.com/mwhVIzPJyq

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 29, 2024

Wie das Krypto-Portal Coindesk nun in einer umfassenden Analyse berichtet, bestehen – wenig überraschend – erhebliche Zweifel daran, dass von diesem Projekt am Ende irgendjemand profitieren wird. Mit Ausnahme der Initiatoren, versteht sich. Dazu gehören Donald Trump selbst, seine Söhne Eric, Donald Jr. und Barron – sowie einige Blockchain-Experten, um deren Reputation es ebenfalls nicht zum Besten steht.

“LMAO. Guter Witz.”

Bei WLF soll es sich um eine Crypto-Lending-Plattform handeln, die auf dem quelloffenen DeFi-Protokoll Aave und der Ethereum-Blockchain läuft. Laut einem Whitepaper-Entwurf zu WLF, den die Coindesk-Journalisten Sam Kessler und Cheyenne Ligon einsehen konnten, zeichnet sich das Projekt dabei dadurch aus, dass Profite in erster Linie für die Insider dahinter zu erwarten sind.

„Die große Mehrheit der Macht bei World Liberty Financial liegt in den Händen einiger, ausgesuchter Insider. 70 Prozent der WLFI-‚Governance‘-Token sollen bei den Gründern, dem Team und seinen Dienstleistern verbleiben – 30 Prozent über einen öffentlichen Verkauf distribuiert werden“, schreiben die Autoren – und geben Kontext, in welchem Rahmen sich diese Verteilung normalerweise bewegt. Demnach:

hält Bitcoin-„Erfinder“ Satoshi Nakamoto circa fünf Prozent des BTC-Bestands.

liegen circa 17 Prozent des ETH-Bestandes bei der Ethereum Foundation und frühen Kontributoren.

verblieben im Fall von Cardano 20 Prozent des ADA-Bestandes bei den Unternehmen, die das Projekt auf die Beine gestellt haben.

„Danach gefragt, ob eine 70-prozentige Allokation zugunsten von Insidern hoch ist, antwortete eine Quelle, die ähnliche Projekte im Frühstadium beratend betreut: ‚LMAO. Guter Witz‘“, halten Kessler und Ligon in ihrem Beitrag fest. Zuvor hatte Coindesk bereits darüber berichtet, dass „World Liberty Financial“ Donald Trump selbst als „Chief Crypto Advocate“ aufführt. Seine Söhne Donald Jr. und Eric sollen demnach als „Web3 Ambassadors“ fungieren, der 18-jährige Barron Trump als „DeFi Visionary“.

Während die Trumps also eher repräsentative, papierbasierte Rollen bei dem Projekt innehaben (und Tokens bekommen), wird die eigentliche Arbeit von Blockchain-erfahrenen Experten übernommen. Die sind laut den Recherchen von Coindesk allerdings in mehrfacher Hinsicht vorbelastet. Neben anderen, zweifelhaften Projekten waren sie in Teilen maßgeblich an einem WLF-ähnlichen Blockchain-Projekt namens „Dough Finance“ beteiligt. Das wurde Anfang Juli 2024 gehackt und um einen Millionenbetrag erleichtert. Angesichts dessen wirkt es mit Blick auf „World Liberty Financial“ wenig vertrauenserweckend, dass laut Coindesk auch Teile des Quellcodes des gehackten Projekts für WLF wiederverwendet werden könnten. Das hatten die Experten nach einer Analyse eines inzwischen gelöschten Github-Repositories zum Projekt vermutet.

Ironischerweise wurden vor kurzem auch die Twitter-Kanäle von Lara (Ehefrau von Eric Trump) und Tiffany Trump (Donald Trumps Tochter) von Cyberkriminellen gehackt, um Links zu verbreiten, die vermeintlich zum Kauf von WLFI-Token führen sollten. Obwohl die Tweets kurze Zeit später gelöscht wurden, sind rund 2.000 Personen dem Scam auf den Leim gegangen und haben nicht existente Token im Gesamtwert von 1,8 Millionen Dollar gekauft, wie Wired herausgefunden hat.

Selbst Krypto-affine Trump-Unterstützer mit diskutablen Überzeugungen sehen das Projekt deshalb inzwischen höchst kritisch und als potenziell rufschädigend an. Etwa Nic Carter, der seinen Bedenken auf dem Kurznachrichtendienst X Luft macht: 

is there something that we, as crypto twitter, can collectively do to stop the launch of world liberty coin? i think it genuinely damages trump’s electoral prospects, especially if it gets hacked (it’ll be the juiciest DeFi target ever and it’s forked from a protocol that itself…

— nic carter (@nic__carter) September 4, 2024

Pro-Krypto ist nicht Pro-Trump!

Die Krypto-Industrie hatte unter der Biden-Administration keinen leichten Stand. Insbesondere der Chairman der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, gilt als entschiedener Krypto-Gegner und hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Verfahren gegen Unternehmen der Blockchain-Branche vorangetrieben.

Allerdings sind Kryptowährungen – und damit auch die Blockchain-Technologie – im Jahr 2024 durch verschiedene Entwicklungen (insbesondere die Zulassung der Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs in den USA ist an dieser Stelle zu nennen) ein ganzes Stück näher an den Mainstream gerückt und haben sich damit auch als wichtiges Thema im US-Präsidentschaftswahlkampf etabliert. Entsprechend gewinnt auch die Branche zunehmend an politischem Einfluss. Deshalb versuchen die US-Republikaner und Donald Trump auch, das Thema vollständig für sich zu vereinnahmen und die Demokraten gesamtheitlich in die „Anti-Krypto“-Ecke zu rücken.

Dennoch steht die Branche nicht unisono hinter Trump – wie (nicht nur) die kürzlich gegründete Initiative „Crypto4Harris“ unterstreicht. Diese wird unter anderem vom bekannten US-Unternehmer Mark Cuban und dem Wall-Street-Finanzier Anthony Scaramucci unterstützt. Darüber hinaus gibt es weitere Krypto-Organisationen, die die US-Demokraten, nicht nur im Präsidentschaftswahlkampf, unterstützen.

Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hält sich bislang mit öffentlichen Statements zum Thema Blockchain und Krypto zurück. Allerdings ließ einer ihrer Wahlkampfsprecher gegenüber Bloomberg durchscheinen, dass die Chancen auf eine Krypto-freundlich(ere) Administration unter Harris und Walz relativ gut stehen. Dabei ist nicht auszuschließen, dass die Erfolgschancen der Demokraten bei der Wahl demnächst einen zusätzlichen Schub durch die Vorgänge rund um „World Liberty Financial“ erfahren. Reputation verpflichtet schließlich.  

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Trump Supporters lining up to invest in World Liberty Financial https://t.co/suwPXisxvd pic.twitter.com/xDPx5Jk5yW

— Robin Dubs.eth (@CryptoApe101) September 3, 2024

 Das von Donald Trump unterstützte Blockchain-Projekt „World Liberty Financial“ soll „die finanzielle Macht wieder in die Hand des Volkes legen“. Erste Details zum Projekt legen nahe, dass daraus eher nichts wird.
Phil Mistry | shutterstock.com

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump sorgt im Wahlkampf 2024 nicht nur mit fragwürdigen, persönlichen Angriffen auf die Konkurrenz und die gewohnten, haltlosen Behauptungen für Aufsehen. Der Straftäter mit anhaltenden Präsidentschaftsambitionen hat sich für das Wahljahr 2024 auch dem Thema Blockchain respektive Kryptowährungen verschrieben. Hatte er sich noch im Jahr 2019 gegen Bitcoin und Co. ausgesprochen, präsentiert er sich nun als Vorkämpfer für ein dezentrales Finanzsystem und entschiedener Gegner des Bankensystems.

Um das zu untermauern, hielt er nicht nur im Juli 2024 auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville eine groß angekündigte, erwartungsgemäß aber reichlich inhaltslose “Keynote”, die vor allem darauf ausgelegt war, sich selbst zu feiern. Unterstützt von seinen Söhnen hat Trump außerdem in den vergangenen Wochen in Form kryptischer Kurznachrichten ein Blockchain-Projekt namens „World Liberty Financial“ (WLF) angekündigt:

.@worldlibertyfi pic.twitter.com/mwhVIzPJyq— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 29, 2024

Wie das Krypto-Portal Coindesk nun in einer umfassenden Analyse berichtet, bestehen – wenig überraschend – erhebliche Zweifel daran, dass von diesem Projekt am Ende irgendjemand profitieren wird. Mit Ausnahme der Initiatoren, versteht sich. Dazu gehören Donald Trump selbst, seine Söhne Eric, Donald Jr. und Barron – sowie einige Blockchain-Experten, um deren Reputation es ebenfalls nicht zum Besten steht.

“LMAO. Guter Witz.”

Bei WLF soll es sich um eine Crypto-Lending-Plattform handeln, die auf dem quelloffenen DeFi-Protokoll Aave und der Ethereum-Blockchain läuft. Laut einem Whitepaper-Entwurf zu WLF, den die Coindesk-Journalisten Sam Kessler und Cheyenne Ligon einsehen konnten, zeichnet sich das Projekt dabei dadurch aus, dass Profite in erster Linie für die Insider dahinter zu erwarten sind.

„Die große Mehrheit der Macht bei World Liberty Financial liegt in den Händen einiger, ausgesuchter Insider. 70 Prozent der WLFI-‚Governance‘-Token sollen bei den Gründern, dem Team und seinen Dienstleistern verbleiben – 30 Prozent über einen öffentlichen Verkauf distribuiert werden“, schreiben die Autoren – und geben Kontext, in welchem Rahmen sich diese Verteilung normalerweise bewegt. Demnach:

hält Bitcoin-„Erfinder“ Satoshi Nakamoto circa fünf Prozent des BTC-Bestands.

liegen circa 17 Prozent des ETH-Bestandes bei der Ethereum Foundation und frühen Kontributoren.

verblieben im Fall von Cardano 20 Prozent des ADA-Bestandes bei den Unternehmen, die das Projekt auf die Beine gestellt haben.

„Danach gefragt, ob eine 70-prozentige Allokation zugunsten von Insidern hoch ist, antwortete eine Quelle, die ähnliche Projekte im Frühstadium beratend betreut: ‚LMAO. Guter Witz‘“, halten Kessler und Ligon in ihrem Beitrag fest. Zuvor hatte Coindesk bereits darüber berichtet, dass „World Liberty Financial“ Donald Trump selbst als „Chief Crypto Advocate“ aufführt. Seine Söhne Donald Jr. und Eric sollen demnach als „Web3 Ambassadors“ fungieren, der 18-jährige Barron Trump als „DeFi Visionary“.

Während die Trumps also eher repräsentative, papierbasierte Rollen bei dem Projekt innehaben (und Tokens bekommen), wird die eigentliche Arbeit von Blockchain-erfahrenen Experten übernommen. Die sind laut den Recherchen von Coindesk allerdings in mehrfacher Hinsicht vorbelastet. Neben anderen, zweifelhaften Projekten waren sie in Teilen maßgeblich an einem WLF-ähnlichen Blockchain-Projekt namens „Dough Finance“ beteiligt. Das wurde Anfang Juli 2024 gehackt und um einen Millionenbetrag erleichtert. Angesichts dessen wirkt es mit Blick auf „World Liberty Financial“ wenig vertrauenserweckend, dass laut Coindesk auch Teile des Quellcodes des gehackten Projekts für WLF wiederverwendet werden könnten. Das hatten die Experten nach einer Analyse eines inzwischen gelöschten Github-Repositories zum Projekt vermutet.

Ironischerweise wurden vor kurzem auch die Twitter-Kanäle von Lara (Ehefrau von Eric Trump) und Tiffany Trump (Donald Trumps Tochter) von Cyberkriminellen gehackt, um Links zu verbreiten, die vermeintlich zum Kauf von WLFI-Token führen sollten. Obwohl die Tweets kurze Zeit später gelöscht wurden, sind rund 2.000 Personen dem Scam auf den Leim gegangen und haben nicht existente Token im Gesamtwert von 1,8 Millionen Dollar gekauft, wie Wired herausgefunden hat.

Selbst Krypto-affine Trump-Unterstützer mit diskutablen Überzeugungen sehen das Projekt deshalb inzwischen höchst kritisch und als potenziell rufschädigend an. Etwa Nic Carter, der seinen Bedenken auf dem Kurznachrichtendienst X Luft macht: 

is there something that we, as crypto twitter, can collectively do to stop the launch of world liberty coin? i think it genuinely damages trump’s electoral prospects, especially if it gets hacked (it’ll be the juiciest DeFi target ever and it’s forked from a protocol that itself…— nic carter (@nic__carter) September 4, 2024

Pro-Krypto ist nicht Pro-Trump!

Die Krypto-Industrie hatte unter der Biden-Administration keinen leichten Stand. Insbesondere der Chairman der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, gilt als entschiedener Krypto-Gegner und hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Verfahren gegen Unternehmen der Blockchain-Branche vorangetrieben.

Allerdings sind Kryptowährungen – und damit auch die Blockchain-Technologie – im Jahr 2024 durch verschiedene Entwicklungen (insbesondere die Zulassung der Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs in den USA ist an dieser Stelle zu nennen) ein ganzes Stück näher an den Mainstream gerückt und haben sich damit auch als wichtiges Thema im US-Präsidentschaftswahlkampf etabliert. Entsprechend gewinnt auch die Branche zunehmend an politischem Einfluss. Deshalb versuchen die US-Republikaner und Donald Trump auch, das Thema vollständig für sich zu vereinnahmen und die Demokraten gesamtheitlich in die „Anti-Krypto“-Ecke zu rücken.

Dennoch steht die Branche nicht unisono hinter Trump – wie (nicht nur) die kürzlich gegründete Initiative „Crypto4Harris“ unterstreicht. Diese wird unter anderem vom bekannten US-Unternehmer Mark Cuban und dem Wall-Street-Finanzier Anthony Scaramucci unterstützt. Darüber hinaus gibt es weitere Krypto-Organisationen, die die US-Demokraten, nicht nur im Präsidentschaftswahlkampf, unterstützen.

Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hält sich bislang mit öffentlichen Statements zum Thema Blockchain und Krypto zurück. Allerdings ließ einer ihrer Wahlkampfsprecher gegenüber Bloomberg durchscheinen, dass die Chancen auf eine Krypto-freundlich(ere) Administration unter Harris und Walz relativ gut stehen. Dabei ist nicht auszuschließen, dass die Erfolgschancen der Demokraten bei der Wahl demnächst einen zusätzlichen Schub durch die Vorgänge rund um „World Liberty Financial“ erfahren. Reputation verpflichtet schließlich.  

Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!

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