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Neues Leben für alte Hardware: Google macht alte PCs und Macs zu Chromebooks

Autor(en): JR Raphael

Mit “Chrome OS Flex” bietet Google Privat- und Unternehmensanwendern an, veralteten
PCs und Macs neues Leben einzuhauchen. Sie werden zu Chromebooks mit regelmäßigen
Updates.

Mit Chrome OS Flex lassen sich ausgemusterte Geräte in updatefähige Chromebooks verwandeln.
Foto: dasytnik – shutterstock.com

Googles Chrome OS-Plattform hat in wenigen Jahren einen weiten Weg zurückgelegt. Als
das System 2010 auf den Markt kam, war Chrome OS ein äußerst simples, Browser-ähnliches Betriebssystem, das in erster Linie als Eingangstor
zu Web-basierten Angeboten diente. Die Software bot keinen Desktop, keine Taskleiste
und nur wenige Einstellungsmöglichkeiten. Eigentlich handelte es sich um ein Browserfenster
– mehr nicht.

Google lässt mit Chrome OS Flex die Muskeln spielen

Über die Jahre hat sich das fundamental geändert: Chrome OS ist heute eine voll ausgestattete,
ausgefeilte Computerlösung. Durch die jahrelangen kontinuierlichen Erweiterungen der Plattform und die großen
Erfolge insbesondere in US-amerikanischen Schulen und Institutionen sind Chromebooks
heute eine ernstzunehmende Option für den geschäftlichen, privaten und eben auch bildungsbezogenen
Einsatz. Dennoch steht Google immer noch vor riesigen Herausforderungen: Im geschäftlichen
Bereich muss der Internetkonzern Unternehmen davon überzeugen, ihre jahrzehntelang
gepflegten Windows-Gewohnheiten aufzugeben und sich tatsächlich mit Chrome OS zu beschäftigen.
Dabei spielen die Altlasten, die viele Unternehmen mit sich herumschleppen, eine besondere
Rolle.

Chrome OS kann heute etwa 95 Prozent der Anforderungen eines typischen Unternehmens
erfüllen, doch viele Unternehmen sind immer noch auf ältere Programme angewiesen,
die nur in einer Windows-Umgebung laufen. Allerdings hat Google schon vor etwas mehr
als einem Jahr einen Weg gefunden, Unternehmen die Möglichkeit zu bieten, Windows-Anwendungen
in Chrome OS auszuführen – und das ohne größeren Aufwand. Dennoch ahnen viele IT-Verantwortliche, dass der
Sprung auf eine ganz andere Plattform eine kostspielige Angelegenheit sein könnte,
vor allem wenn sie noch viele alte Windows-Anwendungen laufen haben. Deshalb hat Google
nun mit “Chrome OS Flex” ein neues Projekt gestartet. Mit dem Programm können Anwender alte Windows- oder
Mac-Systeme in voll funktionsfähige Chrome-OS-Geräte verwandeln – mit den typischen
Vorteilen einer vierwöchentlichen Aktualisierung, so wie von einem normalen Chromebook
her bekannt.

Google bietet die Software kostenlos und für jeden Kunden an. Im Wesentlichen handelt
es sich bei Chrome OS Flex um eine Weiterentwicklung einer Drittanbieter-Software
namens CloudReady. Dieses Unternehmen hatte Googles quelloffenen Chromium-Code genutzt, um eine Chrome-OS-ähnliche
Umgebung zu schaffen, die auf jedem alten Computer genutzt werden konnte und nach
der Installation von CloudReady ständig aktualisiert wurde. Da CloudReady unabhängig
von Google arbeitete, gab es Einschränkungen. Zum Beispiel ließen sich keine Videos
von Netflix oder bestimmten anderen Streaming-Diensten abspielen, zumindest nicht
ohne aufwändige Workarounds. Google-Dienste wie Drive und Maps funktionierten in der
CloudReady-Umgebung nicht immer reibungslos. Und das effektive Powerwash-System zum Zurücksetzen eines Chrome OS-Geräts war in CloudReady nicht verfügbar. Auch typische
Funktionen wie der Google Assistant, der ein Kernbestandteil des Chromebook-Pakets ist, fehlten auf via CloudReady konvertierten
Computern völlig.

Im Dezember 2020 kaufte Google dann das Unternehmen, das hinter CloudReady steckt.
Chrome OS Flex ist das Ergebnis dieser Übernahme. Das CloudReady-Konzept wurde übernommen,
nur dass es jetzt eine native Integration mit dem Rest des Google-Ökosystems gibt.
Heute kann jeder die neue Software herunterladen und über einen USB-Stick in wenigen
Minuten auf alte Windows- oder Mac-Systeme portieren. “Sie können jetzt Ihre PCs und
Macs mit unserem schnellen und sicheren Betriebssystem aufzufrischen”, sagt Thomas
Riedl, Googles Direktor für Unternehmens- und Bildungsprodukte. Mit Chrome OS Flex
erhielten Kunden viele Vorteile eines Chromebooks, ohne die damit verbundenen Kosten
oder Verpflichtungen.

Chrome OS Flex im Vergleich zum Chromebook-Erlebnis

Chrome OS Flex unterscheidet sich auf der Benutzeroberfläche kaum von einem Standard-Chrome-OS-Setup,
auf den ersten Blick ist nahezu kein Unterschied spürbar. Beide Systeme werden im
gleichen Rhythmus aktualisiert, und alle Geräte, auf denen Chrome OS Flex läuft, können
zusammen mit regulären Chromebooks über das Admin-Tool Google Workspace verwaltet
werden. Google spekuliert darauf, mit dieser Volte mehr Kunden – auch aus den Unternehmen
– in die eigene Betriebssystemwelt und das Google-Ökosystem zu locken. “Unternehmen
können damit auch große Windows-Flotten in die Chrome-OS-Familie überführen und müssen
nicht mal neue Hardware dafür kaufen”, wirbt Riedl. Obwohl die Software kostenlos
ist, dürfte sich das Geschäft für Google lohnen: Unternehmen und Schulen dürften eher
mehr als weniger in Google Workspace und künftige Chromebook-Generationen investieren.

Trotz der Ähnlichkeiten fehlen einem konvertierten Chrome-OS-Flex-Computer doch einige
Vorteile, die ein vollwertiges Chrome-OS-System mitbringt. So ist es für ein konvertiertes
Gerät nicht möglich, das gleiche End-to-End-Sicherheitsmodell wie bei einem echten Chromebook zu nutzen, weil dort der Prozessor und die überprüfte
Hardware Teil eines übergreifenden Pakets sind. Darüber hinaus können Chrome-OS-Flex-Computer
derzeit nicht auf den Google Play Store zugreifen und so die Android-Apps auf Chrome OS nutzen. Das ist etwas, das sich laut
Google mit der Zeit ändern könnte, aber in dieser frühen Version des Projekts – das
sich technisch noch in einem Early-Access-Status befindet – ist es nicht möglich.
Die Kompatibilität mit Windows-Anwendungen wird in der Flex-Umgebung von Chrome OS ebenfalls nicht möglich sein, was aber wohl
eher positiv ist: Wenn Windows-Computer in Chrome OS umgewandelt werden und dann Windows
ausführen sollen, dürfte heilloses Chaos entstehen.

Offiziell wird es für Chrome OS Flex eine “Liste zertifizierter Geräte” geben, in
der angegeben ist, wie lange die volle Unterstützung garantiert sein wird. Anwender
können die Software aber auf jedem beliebigen Computer installieren, auch wenn er
nicht auf dieser Liste steht. Sie werden weiterhin Updates erhalten, ohne dass es
zu einem echten Abbruch kommt. Google will nur keine vollständige Kompatibilität außerhalb
der Geräte und Daten auf dieser Liste garantieren. Für alle, die bereits CloudReady
verwenden, wird Chrome OS Flex, sobald es die aktuelle Testphase verlässt und in einen
stabilen Zustand übergeht, ein Over-the-Air-Update erhalten. Die Systeme sollen nahtlos
vom letzten CloudReady-Build auf das neueste Chrome-OS-Flex-Äquivalent umgestellt
werden.

Mit Chrome OS Flex wird sich die Definition dessen, was ein Chromebook ist, exponentiell
erweitern. Ein Chromebook ist nun nicht mehr nur ein Computer, der explizit für die
Ausführung von Chrome OS entwickelt und verkauft wird, sondern im Grunde jeder Rechner,
auf dem Chrome OS installiert ist. Privatanwender und auch Unternehmen können damit
jederzeit ihren veralteten Windows- oder Mac-Computer aus dem Schrank holen und in
ein Update-fähiges Chromebook verwandeln. (hv)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.com.

 Autor(en): JR RaphaelMit “Chrome OS Flex” bietet Google Privat- und Unternehmensanwendern an, veralteten
PCs und Macs neues Leben einzuhauchen. Sie werden zu Chromebooks mit regelmäßigen
Updates.
Mit Chrome OS Flex lassen sich ausgemusterte Geräte in updatefähige Chromebooks verwandeln.

Foto: dasytnik – shutterstock.com

Googles Chrome OS-Plattform hat in wenigen Jahren einen weiten Weg zurückgelegt. Als
das System 2010 auf den Markt kam, war Chrome OS ein äußerst simples, Browser-ähnliches Betriebssystem, das in erster Linie als Eingangstor
zu Web-basierten Angeboten diente. Die Software bot keinen Desktop, keine Taskleiste
und nur wenige Einstellungsmöglichkeiten. Eigentlich handelte es sich um ein Browserfenster
– mehr nicht.
Google lässt mit Chrome OS Flex die Muskeln spielen
Über die Jahre hat sich das fundamental geändert: Chrome OS ist heute eine voll ausgestattete,
ausgefeilte Computerlösung. Durch die jahrelangen kontinuierlichen Erweiterungen der Plattform und die großen
Erfolge insbesondere in US-amerikanischen Schulen und Institutionen sind Chromebooks
heute eine ernstzunehmende Option für den geschäftlichen, privaten und eben auch bildungsbezogenen
Einsatz. Dennoch steht Google immer noch vor riesigen Herausforderungen: Im geschäftlichen
Bereich muss der Internetkonzern Unternehmen davon überzeugen, ihre jahrzehntelang
gepflegten Windows-Gewohnheiten aufzugeben und sich tatsächlich mit Chrome OS zu beschäftigen.
Dabei spielen die Altlasten, die viele Unternehmen mit sich herumschleppen, eine besondere
Rolle.
Chrome OS kann heute etwa 95 Prozent der Anforderungen eines typischen Unternehmens
erfüllen, doch viele Unternehmen sind immer noch auf ältere Programme angewiesen,
die nur in einer Windows-Umgebung laufen. Allerdings hat Google schon vor etwas mehr
als einem Jahr einen Weg gefunden, Unternehmen die Möglichkeit zu bieten, Windows-Anwendungen
in Chrome OS auszuführen – und das ohne größeren Aufwand. Dennoch ahnen viele IT-Verantwortliche, dass der
Sprung auf eine ganz andere Plattform eine kostspielige Angelegenheit sein könnte,
vor allem wenn sie noch viele alte Windows-Anwendungen laufen haben. Deshalb hat Google
nun mit “Chrome OS Flex” ein neues Projekt gestartet. Mit dem Programm können Anwender alte Windows- oder
Mac-Systeme in voll funktionsfähige Chrome-OS-Geräte verwandeln – mit den typischen
Vorteilen einer vierwöchentlichen Aktualisierung, so wie von einem normalen Chromebook
her bekannt.
Google bietet die Software kostenlos und für jeden Kunden an. Im Wesentlichen handelt
es sich bei Chrome OS Flex um eine Weiterentwicklung einer Drittanbieter-Software
namens CloudReady. Dieses Unternehmen hatte Googles quelloffenen Chromium-Code genutzt, um eine Chrome-OS-ähnliche
Umgebung zu schaffen, die auf jedem alten Computer genutzt werden konnte und nach
der Installation von CloudReady ständig aktualisiert wurde. Da CloudReady unabhängig
von Google arbeitete, gab es Einschränkungen. Zum Beispiel ließen sich keine Videos
von Netflix oder bestimmten anderen Streaming-Diensten abspielen, zumindest nicht
ohne aufwändige Workarounds. Google-Dienste wie Drive und Maps funktionierten in der
CloudReady-Umgebung nicht immer reibungslos. Und das effektive Powerwash-System zum Zurücksetzen eines Chrome OS-Geräts war in CloudReady nicht verfügbar. Auch typische
Funktionen wie der Google Assistant, der ein Kernbestandteil des Chromebook-Pakets ist, fehlten auf via CloudReady konvertierten
Computern völlig.
Im Dezember 2020 kaufte Google dann das Unternehmen, das hinter CloudReady steckt.
Chrome OS Flex ist das Ergebnis dieser Übernahme. Das CloudReady-Konzept wurde übernommen,
nur dass es jetzt eine native Integration mit dem Rest des Google-Ökosystems gibt.
Heute kann jeder die neue Software herunterladen und über einen USB-Stick in wenigen
Minuten auf alte Windows- oder Mac-Systeme portieren. “Sie können jetzt Ihre PCs und
Macs mit unserem schnellen und sicheren Betriebssystem aufzufrischen”, sagt Thomas
Riedl, Googles Direktor für Unternehmens- und Bildungsprodukte. Mit Chrome OS Flex
erhielten Kunden viele Vorteile eines Chromebooks, ohne die damit verbundenen Kosten
oder Verpflichtungen.
Chrome OS Flex im Vergleich zum Chromebook-Erlebnis
Chrome OS Flex unterscheidet sich auf der Benutzeroberfläche kaum von einem Standard-Chrome-OS-Setup,
auf den ersten Blick ist nahezu kein Unterschied spürbar. Beide Systeme werden im
gleichen Rhythmus aktualisiert, und alle Geräte, auf denen Chrome OS Flex läuft, können
zusammen mit regulären Chromebooks über das Admin-Tool Google Workspace verwaltet
werden. Google spekuliert darauf, mit dieser Volte mehr Kunden – auch aus den Unternehmen
– in die eigene Betriebssystemwelt und das Google-Ökosystem zu locken. “Unternehmen
können damit auch große Windows-Flotten in die Chrome-OS-Familie überführen und müssen
nicht mal neue Hardware dafür kaufen”, wirbt Riedl. Obwohl die Software kostenlos
ist, dürfte sich das Geschäft für Google lohnen: Unternehmen und Schulen dürften eher
mehr als weniger in Google Workspace und künftige Chromebook-Generationen investieren.
Trotz der Ähnlichkeiten fehlen einem konvertierten Chrome-OS-Flex-Computer doch einige
Vorteile, die ein vollwertiges Chrome-OS-System mitbringt. So ist es für ein konvertiertes
Gerät nicht möglich, das gleiche End-to-End-Sicherheitsmodell wie bei einem echten Chromebook zu nutzen, weil dort der Prozessor und die überprüfte
Hardware Teil eines übergreifenden Pakets sind. Darüber hinaus können Chrome-OS-Flex-Computer
derzeit nicht auf den Google Play Store zugreifen und so die Android-Apps auf Chrome OS nutzen. Das ist etwas, das sich laut
Google mit der Zeit ändern könnte, aber in dieser frühen Version des Projekts – das
sich technisch noch in einem Early-Access-Status befindet – ist es nicht möglich.
Die Kompatibilität mit Windows-Anwendungen wird in der Flex-Umgebung von Chrome OS ebenfalls nicht möglich sein, was aber wohl
eher positiv ist: Wenn Windows-Computer in Chrome OS umgewandelt werden und dann Windows
ausführen sollen, dürfte heilloses Chaos entstehen.
Offiziell wird es für Chrome OS Flex eine “Liste zertifizierter Geräte” geben, in
der angegeben ist, wie lange die volle Unterstützung garantiert sein wird. Anwender
können die Software aber auf jedem beliebigen Computer installieren, auch wenn er
nicht auf dieser Liste steht. Sie werden weiterhin Updates erhalten, ohne dass es
zu einem echten Abbruch kommt. Google will nur keine vollständige Kompatibilität außerhalb
der Geräte und Daten auf dieser Liste garantieren. Für alle, die bereits CloudReady
verwenden, wird Chrome OS Flex, sobald es die aktuelle Testphase verlässt und in einen
stabilen Zustand übergeht, ein Over-the-Air-Update erhalten. Die Systeme sollen nahtlos
vom letzten CloudReady-Build auf das neueste Chrome-OS-Flex-Äquivalent umgestellt
werden.
Mit Chrome OS Flex wird sich die Definition dessen, was ein Chromebook ist, exponentiell
erweitern. Ein Chromebook ist nun nicht mehr nur ein Computer, der explizit für die
Ausführung von Chrome OS entwickelt und verkauft wird, sondern im Grunde jeder Rechner,
auf dem Chrome OS installiert ist. Privatanwender und auch Unternehmen können damit
jederzeit ihren veralteten Windows- oder Mac-Computer aus dem Schrank holen und in
ein Update-fähiges Chromebook verwandeln. (hv)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.com. 

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